"El Pintor"-Tour 2015

Gäste: Abay

Es gab keine Garantie dafür, dass INTERPOL jemals ein weiteres Album veröffentlichen würden. Nach dem Ausstieg ihres Bassisten Carlos Dengler, der nach den Aufnahmen für die 2010 erschienene selbstbetitelte LP die Band verließ und dem darauf folgenden unermüdlichen Marathon von mehr als 200 Shows, hatten die übrigen Bandmitglieder - Gitarrist Daniel Kessler, Sänger/Gitarrist Paul Banks sowie Schlagzeuger Sam Fogarino – erstmals beschlossen, eine Auszeit von fast drei Jahren zu nehmen. In dieser Zeit wohnten sie in unterschiedlichen Städten und erzeugten so nicht nur eine geografische, sondern auch mentale Distanz zu INTERPOL.
Zurück zum Ursprung: die Geschichte von INTERPOL beginnt 1997 an der NYU, als Daniel Kessler seinem Impuls folgt und Carlos Dengler und Paul Banks dazu rekrutiert eine Band zu gründen. „Mir ging es nicht so sehr darum, talentierte Musiker oder Leute mit dem gleichen Musikgeschmack zu finden, sondern eher Gleichgesinnte in Hinblick auf eine gewisse gemeinsame Sensibilität“, erinnert er sich. 2002 erscheint, mit Sam Fogarino am Schlagzeug, ihr Debüt ‚Turn On The Bright Lights‘ auf Matador und wird von Pitchfork als #1 Album des Jahres ausgezeichnet. Im folgenden Jahrzehnt veröffentlichen sie ein Trio an Alben, mit denen sie die Top 5 der Billboard 200 anführen. Es folgen Lobeshymnen von Rolling Stone bis zum TIME Magazine, einhergehend mit Auftritten bei Latenight Shows wie David Letterman, Conan O‘Brien, Jay Leno, Headline Shows bei Festivals wie dem Lollapalooza oder All Tomorrow's Parties, aber auch Konzerte mit Ikonen wie U2 und The Cure. Während ihrer Auszeit hatte jeder einzelne von ihnen Neben- und Soloprojekte, doch letztendlich haben sie wieder zusammen gefunden, nicht durch die Aussicht zurück ins Studio zu kehren, sondern durch den gleichen unerschütterlichen Drang, der sie ursprünglich zusammen gebracht hatte: to let the music lead them where it may.
„Paul und ich haben uns im August 2012 wiedergetroffen, was auch der erste Schritt war um zu sehen, ob wir was machen sollten”, erinnert sich Kessler. „Wir hatten keinen Plan. Mir hat auch kein Gefühl gesagt, dass wir es tun sollten. Wir haben nur Musik gespielt, um zu sehen ob dort etwas ist.” Schnell wird klar, dass dort wirklich etwas ist, etwas Dringliches und Akutes, etwas Wiederbelebtes und Wiederentdecktes, freigesetzt durch die Zeit, in der sie voneinander getrennt waren. „Paul hat gleich in diesen ersten Tagen angefangen zu singen, was großartig war, da dies nicht immer gleich passiert”, so Kessler, der den größten Teil ihrer Musik komponiert. „Ich glaube, wir hatten die Chorus-Melodie für ‚My Desire‘ sofort, das brachte eine gute Energie. Ich war aufgeregt und habe den Anfang von etwas Besonderem gespürt.” Diese heißen Augusttage, die sie ohne Klimaanlage, schwitzend, im Proberaum ihrer befreundeten NYC Band Battles verbringen, werden zum Geburtsort von ‚El Pintor‘, INTERPOLs fünftem und aufregendstem Album. Einer treibenden, unermüdlichen Platte, in gleichem Maße
straff und gewaltig. Ein Album der ersten Male! „Carlos war ein wichtiger Teil unserer Band und hat viel zu unseren Alben beigetragen” erklärt Kessler. „Ohne Carlos aufzunehmen war eine große Veränderung. Wir haben uns sehr damit auseinandergesetzt, unseren Kreis geschlossen und damit gearbeitet, was wir hatten.” Was zugleich auch bedeutete, dass Banks zum ersten Mal in die Position kam, den Basspart zu schreiben und zu spielen.
„Bass spielen kam ganz von selbst als Resultat einer Schreibblockade, als Daniel und ich nur mit Gitarre arbeiteten,” sagt Banks dem Rolling Stone. „Er spielte mir die Musik vor, die er geschrieben hatte und viele dieser Akkordfolgen waren offen für Interpretationen in Sachen Musiktheorie. Es war schwer für mich, neue Ideen für Gitarre und Gesang zu finden. Wir hatten drei Proben geplant, doch es war wie ‚Wir können nichts machen, weil ich keine Ideen für den Gitarrenteil habe. Wir können die Proben also entweder absagen oder ich bringe morgen einen Bass mit und wir sehen was passiert.‘ Am nächsten Tag habe ich einen Bass mitgebracht und es lief wieder. Wir haben ‚Anywhere‘, ein sehr großer Song auf dem Album, gleich am folgenden Tag geschrieben.” Mit Banks am Bass „hat der Song angefangen Gestalt anzunehmen”, erklärt Kessler, der in diesen frühen Schreibprozessen oftmals aufregende und unerwartete Gegenstücke zu seinen Gitarren-Riffs in Banks‘ Basslinien fand. „In dem Kontext war es wie eine neue Band.“
Fogarino, der mit seinem eisern-beharrlichen Schlagzeug Kessler und Banks vervollständigt, kam erst später zu den Proben dazu und war erstaunt was er zu hören bekam. „Daniel und Paul hatten schon viel besprochen und frühe Vorkehrungen getroffen, bevor ich dazu kam,“ erinnert er sich. „Und noch in derselben Woche hatten wir drei grobe Aufnahmen der Songs. Die Aufnahme an sich war nicht gut, aber die Qualität der Musik war es und zum ersten Mal waren
wir nur zu dritt. In diesem Moment wurde klar was es bedeutet, seit über 10 Jahren eine Band zu sein. Ich habe nicht erwartet, dass es mich trifft, doch die offensichtlichen Veränderungen unserer Möglichkeiten als Band wurden mir schlagartig bewusst. Sich gleich in die Arbeit zu stürzen, ohne zu wissen was die anderen erlebt hatten, spricht Bände darüber, dass es Bestimmung war, dass wir zusammen gehören.“
Aufgenommen in den legendären Electric Lady Studios und dem brandneuen Atomic Sound Studio in NYC, beginnt ‚El Pintor‘ mit ‚All The Rage Back Home‘, einem Song, der seine Geburtsstunde schon am Ende ihrer letzten Tour hat, als Kessler auf einem Balkon steht und über Buenos Aires schaut. Es ist bestimmt kein Zufall, dass eben dieser Song alles beinhaltet was INTERPOL am besten können: Überlagernder, pulsierender Bass, stoßende Gitarre und treibendes Schlagzeug unter Banks‘ sofort wieder zu erkennenden Stimme.
‚My Desire‘, der mit seinem pochenden Beat und eindringlichen Gitarrenriffs wie Leuchtsignale in die Nacht schießt, entstand ganz von alleine beim Proben, während ‚Same Town, New Story‘ eine völlig neue Identität im Studio bekam, als Banks einen unerwartet melodischen Rahmen für Kessler’s laserscharfe Gitarrenlines schuf. Ein textlicher Hauch von Dunkelheit zieht seinen Faden durch das Album. „This kind of shit don't heal in a week,“ singt Banks in ‚My Blue Supreme‘ und Titel wie ‚Twice As Hard‘ und ‚Everything Is Wrong‘ deuten auf ein Ringen um Akzeptanz während schwerer Zeiten und ist „beaten by the weight of it“, wie er in ‚Ancient Ways‘ beklagt.
Im Gegensatz zu vorherigen Alben haben sich INTERPOL bei ‚El Pintor‘ ein Stück zurück genommen und es genossen, der Musik Zeit zu geben, sich zu entwickeln. „Den Song einfach passieren zu lassen,“ wie Fogarino erklärt, um zu sehen wo die Musik sie hintreibt. Es gab keine Garantie dafür, dass sie noch einmal ein Album aufnehmen würden, aber das Ergebnis, welches sie nun erreicht haben, ist eine Zusammenstellung von Songs, die vollkommener und aufregender denn je ist.

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Es gab keine Garantie dafür, dass INTERPOL jemals ein weiteres Album veröffentlichen würden. Nach dem Ausstieg ihres Bassisten Carlos Dengler, der nach den Aufnahmen für die 2010 erschienene selbstbetitelte LP die Band verließ und dem darauf folgenden unermüdlichen Marathon von mehr als 200 Shows, hatten die übrigen Bandmitglieder - Gitarrist Daniel Kessler, Sänger/Gitarrist Paul Banks sowie Schlagzeuger Sam Fogarino – erstmals beschlossen, eine Auszeit von fast drei Jahren zu nehmen. In dieser Zeit wohnten sie in unterschiedlichen Städten und erzeugten so nicht nur eine geografische, sondern auch mentale Distanz zu INTERPOL.
Zurück zum Ursprung: die Geschichte von INTERPOL beginnt 1997 an der NYU, als Daniel Kessler seinem Impuls folgt und Carlos Dengler und Paul Banks dazu rekrutiert eine Band zu gründen. „Mir ging es nicht so sehr darum, talentierte Musiker oder Leute mit dem gleichen Musikgeschmack zu finden, sondern eher Gleichgesinnte in Hinblick auf eine gewisse gemeinsame Sensibilität“, erinnert er sich. 2002 erscheint, mit Sam Fogarino am Schlagzeug, ihr Debüt ‚Turn On The Bright Lights‘ auf Matador und wird von Pitchfork als #1 Album des Jahres ausgezeichnet. Im folgenden Jahrzehnt veröffentlichen sie ein Trio an Alben, mit denen sie die Top 5 der Billboard 200 anführen. Es folgen Lobeshymnen von Rolling Stone bis zum TIME Magazine, einhergehend mit Auftritten bei Latenight Shows wie David Letterman, Conan O‘Brien, Jay Leno, Headline Shows bei Festivals wie dem Lollapalooza oder All Tomorrow's Parties, aber auch Konzerte mit Ikonen wie U2 und The Cure. Während ihrer Auszeit hatte jeder einzelne von ihnen Neben- und Soloprojekte, doch letztendlich haben sie wieder zusammen gefunden, nicht durch die Aussicht zurück ins Studio zu kehren, sondern durch den gleichen unerschütterlichen Drang, der sie ursprünglich zusammen gebracht hatte: to let the music lead them where it may.
„Paul und ich haben uns im August 2012 wiedergetroffen, was auch der erste Schritt war um zu sehen, ob wir was machen sollten”, erinnert sich Kessler. „Wir hatten keinen Plan. Mir hat auch kein Gefühl gesagt, dass wir es tun sollten. Wir haben nur Musik gespielt, um zu sehen ob dort etwas ist.” Schnell wird klar, dass dort wirklich etwas ist, etwas Dringliches und Akutes, etwas Wiederbelebtes und Wiederentdecktes, freigesetzt durch die Zeit, in der sie voneinander getrennt waren. „Paul hat gleich in diesen ersten Tagen angefangen zu singen, was großartig war, da dies nicht immer gleich passiert”, so Kessler, der den größten Teil ihrer Musik komponiert. „Ich glaube, wir hatten die Chorus-Melodie für ‚My Desire‘ sofort, das brachte eine gute Energie. Ich war aufgeregt und habe den Anfang von etwas Besonderem gespürt.” Diese heißen Augusttage, die sie ohne Klimaanlage, schwitzend, im Proberaum ihrer befreundeten NYC Band Battles verbringen, werden zum Geburtsort von ‚El Pintor‘, INTERPOLs fünftem und aufregendstem Album. Einer treibenden, unermüdlichen Platte, in gleichem Maße
straff und gewaltig. Ein Album der ersten Male! „Carlos war ein wichtiger Teil unserer Band und hat viel zu unseren Alben beigetragen” erklärt Kessler. „Ohne Carlos aufzunehmen war eine große Veränderung. Wir haben uns sehr damit auseinandergesetzt, unseren Kreis geschlossen und damit gearbeitet, was wir hatten.” Was zugleich auch bedeutete, dass Banks zum ersten Mal in die Position kam, den Basspart zu schreiben und zu spielen.
„Bass spielen kam ganz von selbst als Resultat einer Schreibblockade, als Daniel und ich nur mit Gitarre arbeiteten,” sagt Banks dem Rolling Stone. „Er spielte mir die Musik vor, die er geschrieben hatte und viele dieser Akkordfolgen waren offen für Interpretationen in Sachen Musiktheorie. Es war schwer für mich, neue Ideen für Gitarre und Gesang zu finden. Wir hatten drei Proben geplant, doch es war wie ‚Wir können nichts machen, weil ich keine Ideen für den Gitarrenteil habe. Wir können die Proben also entweder absagen oder ich bringe morgen einen Bass mit und wir sehen was passiert.‘ Am nächsten Tag habe ich einen Bass mitgebracht und es lief wieder. Wir haben ‚Anywhere‘, ein sehr großer Song auf dem Album, gleich am folgenden Tag geschrieben.” Mit Banks am Bass „hat der Song angefangen Gestalt anzunehmen”, erklärt Kessler, der in diesen frühen Schreibprozessen oftmals aufregende und unerwartete Gegenstücke zu seinen Gitarren-Riffs in Banks‘ Basslinien fand. „In dem Kontext war es wie eine neue Band.“
Fogarino, der mit seinem eisern-beharrlichen Schlagzeug Kessler und Banks vervollständigt, kam erst später zu den Proben dazu und war erstaunt was er zu hören bekam. „Daniel und Paul hatten schon viel besprochen und frühe Vorkehrungen getroffen, bevor ich dazu kam,“ erinnert er sich. „Und noch in derselben Woche hatten wir drei grobe Aufnahmen der Songs. Die Aufnahme an sich war nicht gut, aber die Qualität der Musik war es und zum ersten Mal waren
wir nur zu dritt. In diesem Moment wurde klar was es bedeutet, seit über 10 Jahren eine Band zu sein. Ich habe nicht erwartet, dass es mich trifft, doch die offensichtlichen Veränderungen unserer Möglichkeiten als Band wurden mir schlagartig bewusst. Sich gleich in die Arbeit zu stürzen, ohne zu wissen was die anderen erlebt hatten, spricht Bände darüber, dass es Bestimmung war, dass wir zusammen gehören.“
Aufgenommen in den legendären Electric Lady Studios und dem brandneuen Atomic Sound Studio in NYC, beginnt ‚El Pintor‘ mit ‚All The Rage Back Home‘, einem Song, der seine Geburtsstunde schon am Ende ihrer letzten Tour hat, als Kessler auf einem Balkon steht und über Buenos Aires schaut. Es ist bestimmt kein Zufall, dass eben dieser Song alles beinhaltet was INTERPOL am besten können: Überlagernder, pulsierender Bass, stoßende Gitarre und treibendes Schlagzeug unter Banks‘ sofort wieder zu erkennenden Stimme.
‚My Desire‘, der mit seinem pochenden Beat und eindringlichen Gitarrenriffs wie Leuchtsignale in die Nacht schießt, entstand ganz von alleine beim Proben, während ‚Same Town, New Story‘ eine völlig neue Identität im Studio bekam, als Banks einen unerwartet melodischen Rahmen für Kessler’s laserscharfe Gitarrenlines schuf. Ein textlicher Hauch von Dunkelheit zieht seinen Faden durch das Album. „This kind of shit don't heal in a week,“ singt Banks in ‚My Blue Supreme‘ und Titel wie ‚Twice As Hard‘ und ‚Everything Is Wrong‘ deuten auf ein Ringen um Akzeptanz während schwerer Zeiten und ist „beaten by the weight of it“, wie er in ‚Ancient Ways‘ beklagt.
Im Gegensatz zu vorherigen Alben haben sich INTERPOL bei ‚El Pintor‘ ein Stück zurück genommen und es genossen, der Musik Zeit zu geben, sich zu entwickeln. „Den Song einfach passieren zu lassen,“ wie Fogarino erklärt, um zu sehen wo die Musik sie hintreibt. Es gab keine Garantie dafür, dass sie noch einmal ein Album aufnehmen würden, aber das Ergebnis, welches sie nun erreicht haben, ist eine Zusammenstellung von Songs, die vollkommener und aufregender denn je ist.

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