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Zoot Woman

Sind wir nicht alle ständig auf der Suche? Nach Liebe, Anerkennung oder einfach bloß Lösungen? Nach Erfüllung, Bestätigung oder was auch immer wir gerade vermissen? „Irgendetwas fehlt uns doch ständig“, sagt Johnny Blake, Sänger der britischen Elektropop-Band ZOOT WOMAN. „Wir empfinden stets Sehnsucht und suchen oder streben nach dem, was wir nicht haben können. Auf unserem neuen Album zieht sich das wie ein roter Faden durch die meisten Songs. Sie handeln von der Abwesenheit verschiedenster Dinge.“ „Absence“ heißt die Platte – das nunmehr fünfte Album von ZOOT WOMAN.

Nach einer ausverkauften Europa-Tour zu ihrem letzten Album „Star Climbing“ (2014) sowie Festivalauftritten rund um den Globus zogen ZOOT WOMAN sich 2015 ins Studio zurück, um mit der Arbeit an neuen Songs zu beginnen. Und während die Briten bisher nicht unbedingt zu den schnellsten Bands der Welt gehörten – zwischen ihren Alben lagen auch schon mal sechs Jahre – flutschte dieses Mal scheinbar alles wie von selbst. „Wenn ein Song nicht funktionierte, haben wir ihn sehr schnell fallen lassen, statt wie sonst ewig daran herumzufeilen“, so Johnny. „Dadurch ist die Platte spontaner und intuitiver.“

Diese neue Herangehensweise liegt auch darin begründet, dass Johnny und sein Bruder Adam „Absence“ weitestgehend zu zweit aufnahmen. Gründungsmitglied Stuart Price, der als Produzent inzwischen für Künstler wie Madonna, The Killers und Robbie Williams tätig ist, fungierte lediglich bei drei Stücken als Co-Produzent, den Rest des Albums produzierte Adam. „Stuart ist einfach wahnsinnig beschäftigt“, erklärt Johnny. „Außerdem waren die Songs schon sehr komplett, als wir sie ihm zeigten, so dass es für ihn in den meisten Fällen nichts mehr hinzuzufügen gab.“ Als Duo verstehen ZOOT WOMAN sich auch ohne viele Worte. „Adam und ich waren kreativ immer auf einer Wellenlänge“, so Johnny weiter. „Vielleicht, weil wir Brüder sind. Irgendwie ist da eine natürliche Verbindung zwischen uns. Bei dieser Platte herrschte nicht viel Unsicherheit oder Verwirrung.“

Auch auf „Absence“ widmen ZOOT WOMAN sich wieder ihrer ganz eigenen, zeitlosen Sound-Ästhetik, die sich irgendwo zwischen Elektronika, Popmusik der Achtziger und Neunziger sowie Rock bewegt und dank der sie seit ihrer Gründung Mitte der Neunziger zu den wichtigsten Vorreitern des Electroclash gehören. Das Spektrum reicht von dem tanzbaren Eröffnungsstück „Solid Gold“ über das introspektive „Ordinary Face“ und das Sixties-Soul inspirierte „Haunt Me“ bis hin zu der epischen Ballade „Still Feels Like The First Time“ – eine Kollaboration mit niemand geringerem als Kylie Minogue. „Unser Ziel war es“, so Blake, „eine Balance zu finden zwischen älter klingenden Sounds und modernen Synthesizern. Dadurch ist die Platte abwechslungsreicher geworden.“

Gleichzeitig bezeichnet Blake „Absence“ als das persönlichste und ehrlichste Album, das ZOOT WOMAN je gemacht haben. Beim Schreiben habe er dieses Mal besonders stark aus eigenen Erfahrungen geschöpft. So handelt „Ordinary Face“ davon, sich alleine und isoliert zu fühlen – von fehlendem Selbstbewusstsein also. In „Indecision“ geht es um Unentschlossenheit und natürlich spielt auch die Abwesenheit von Liebe eine große Rolle auf dem Album. In „I Said It Again“ zum Beispiel. „Der Song handelt von Reue und ist eine Art Geständnis.“, so Blake. „Es geht darum, etwas versaut zu haben, indem man etwas Falsches gesagt hat. Fehler, mit denen man Leben muss, weil man die Zeit nicht zurückdrehen kann. Die Abwesenheit von Liebe ist ein sehr starkes Thema für Songs – über das man von Angesicht zu Angesicht manchmal nicht sprechen kann, das aber jeder nachvollziehen kann.“

Apropos Abwesendheit: Das Thema des Albums findet sich auch in dem bewusst schlichten Konzept-Cover wieder. Auf einem blauen Hintergrund sind in roter Schrift die Worte „Front Cover“ zu lesen. „Das Nichts ist ein kraftvolles Bild“, findet Blake. „Dieses Nichts oder die Abwesenheit von Etwas kann in meinen Augen auch sehr positiv und inspirierend sein. Weil dadurch Platz entsteht, denn man füllen kann.“ So wird aus dem Nichts plötzlich etwas so Wunderbares wie „Absence“.

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