Lupid - abgesagt
Mo-Fr: 10-16 Uhr
Sag meinen Namen Tour 2017
Stumm geschwiegen. Taub geredet. Unbekannte, die sich jeden Tag begegnen. Man weiß, was gemeint ist. Man kennt solche Gefühle aus verkorksten Beziehungen, in denen wir alle schon einmal steckten. Aber so treffend in einem Popsong auf den Punkt gebracht, hört man das in deutscher Sprache nur sehr selten. Bei LUPID sind solche Momente die Regel.
Das Stück „Sag meinen Namen“ ist auf der ersten EP der Band zu hören. Im Refrain singt Sänger und Songwriter Tobias Hundt: „Sag meinen Namen noch einmal bevor du gehst/ Ich will nur sicher sein, dass du ihn nicht vergisst/ Sag meinen Namen noch einmal so laut es geht/ Ich will Geschichte in deinem Leben bleiben/ Ich will, dass du vermisst.“ Es gibt tausende Lieder über das Ende einer Liebe. „Sag meinen Namen“ ist anders: eine trotzige Hymne mit stolzem Rhythmus, dichtem Synthie-Teppich, perfekt sitzenden 80s-Gitarren und einem sehnsüchtigen Chor. Man merkt an dieser Stelle schon: LUPID gehen eigene Wege. Und das kommt nicht von ungefähr.
Drei Platten hatte Tobias Hundt bereits unter eigenem Namen aufgenommen, dann verließen zwei Gründungsmitglieder seine Gruppe. „Wir drei, die übrig blieben, wussten nicht, wie wir weitermachen sollten. Und wir stellen uns die Frage, ob es nicht das Vernünftigste wäre, uns wieder normalen Jobs zu widmen.“ Es ist dieser Moment, wenn sich alles entscheidet: weitermachen, ja oder nein? Und wann ja, dann wie?
Tobias (29 Jahre alt, Singer/Songwriter), Patrick (27, Bass, Keyboards) und Markus (29, Schlagzeug) kennen sich schon seit der gemeinsamen Schulzeit aus Gießen. Tobias holte Patrick und Markus für sein Soloprojekt in die Liveband. Noch immer sind die drei in der Region zu Hause und auch ihr Studio steht in Gießen. Die Atmosphäre war also vertraut, als die drei dort ihre Köpfe zusammensteckten und über die Zukunft nachdachten. Ein ehrlicher Austausch – dann war klar: „Wir machen weiter – und setzen alles auf eine Karte.“ Nicht Tobias Hundt 2.0. „Sondern eine komplett neue Band, ganz nach unseren eigenen Vorstellungen.“
Für LUPID begann eine extrem intensive Phase, um den neuen Bandsound zu definieren. Die drei Musiker tauschten sich mit ihrem Produzenten Thomas Eifert aus: Was lieben wir an Musik? Wann geht uns das Herz auf? „Wir drei stehen auf den Mix aus Beats und Synthies mit organischen Instrumenten“, sagt Tobias Hundt. Man darf sich den Sessionraum von LUPID wie ein Labor vorstellen, die drei Musiker sind die Forscher: Wie weit dürfen wir gehen, wie viel Elektronik tut den Songs gut? Immer weiter drehten sie das Rad. „Bis zu dem Moment, als wir uns anschauten und sagten: Das ist es. Das ist der Sound von LUPID.“
Da ist die elektronische Seite – digital und trotzdem einfühlsam und sehnsuchtsvoll. Und sie steht immer im Gleichgewicht zu den organischen Elementen, zur zugleich kraftvollen und leicht gebrochenen Stimme von Tobias Hundt, zum Klavier und zu den sparsam eingesetzten, aber wunderbar einprägsamen Gitarren.
Nehmen wir „Was soll schon passieren“ von der kommenden EP. Das House-Klavier treibt den Song an, Tobias Hundt singt: „Wir stehen immer noch, Gefühle kommen und fliehn’/ Sind über Wasser gelaufen um nicht unterzugehen/ Haben Berge versetzt oder’nen Umweg genommen/ Nicht jeder war nötig, aber keiner umsonst.“ Man merkt schon: Dieses Lied schreitet voran. Im ersten Refrain lernen wir die großartige Melodie kennen. Im zweiten führt das House-Piano dann einen Four-to-the-Floor-Beat ein, der aber nicht stampft, sondern federt.
Besonders eindrucksvoll ist „Der Trick ist zu atmen“: Das Stück hat Tobias Hundt zusammen mit der Berliner Songwriterin Jasmin Shakeri (u.a. Co-Autorin für Andreas Bourani) geschrieben. „Wir haben uns überlegt, was man einem Menschen sagen kann, der wirklich am Boden ist. Meist ist die Wahrheit nicht hilfreich, meist ist das Richtige genau das Falsche. Dann fiel mir eine Zeile ein, auf die mich Songwriterkollege Nicholas Müller gebracht hat – ein Zitat von Gimmli, dem Zwerg aus ,Der Hobbit’: ,Atmen, das ist der Trick.’ Wenn wirklich nichts mehr geht, hilft nur noch eines – atmen.“ Das Stück ist ein atmosphärischer Höhepunkt der EP, die eher wie ein kurzes Album funktioniert: Ein großartiger Einblick in den faszinierenden LUPID-Kosmos, in dem Sounds und Stimmungen so unvergleichlich gut zusammengehen. Der Band gelingt ist, auf wundervoll elegante Art viele Elemente zu einer Einheit zu formen. Wir hören immer den einzigartigen Sound von LUPID. Und das ist genau das, was wir im nahenden Herbst brauchen.