Slime
Mo-Fr: 10-16 Uhr
Tour 2023
Die Deutschpunk-Institution SLIME hat einen neuen Sänger und ein neues Album: Am 27. Oktober stellen die Hamburger mit dem klaren Mission Statement in Stuttgart im Im Wizemann unter Beweis, dass sie auch nach über 40 Jahren weder an Glaubwürdigkeit noch an Energie verloren haben.
Niemand hätte es der Deutschpunk-Institution SLIME übel genommen, wenn sie nach der Trennung von Sänger Dirk „Diggen“ Jora Mitte 2020 die Flinte ins Korn geworfen hätte. Als eigene Cover-Band, die mit einer halbgaren B-Mannschaft 44 Jahre nach ihrer Gründung altersmilde durch die Lande tingelt, sollte schließlich niemand enden müssen, der mit Meilensteinen wie „Schweineherbst“ oder „Alle Gegen Alle“ eine ganze Szene maßgeblich beeinflusst hat. Die Hamburger waren und sind aber immer nur dann rückwärtsgewandt, wenn es um das Berufen auf die eigenen Stärken und das Besinnen auf die subkulturellen Ideale und das Mission Statement der Band geht. Die Energie, Wut und Attitüde der verbleibenden Nici, Alex, Elf und Christian sind ungebrochen – und das völlig unverkrampft und mit beeindruckender Leichtigkeit.
So ist es dann auch kaum verwunderlich, dass die übrigen Vier nicht einfach satt auf dem eigenen Tribute-Thron oder mit roten Augen auf einem Scherbenhaufen sitzen bleiben, sondern im Jahr 2022 kurzerhand das Kapitel „Slime Zwei“ mit dem neuen Album „Slime Zwei“ in ihrer spannenden Band-Biografie aufschlagen. Richtig gelesen: SLIME sind zurück. Mit neuem Album. und neuem Sänger. Da ist es eigentlich nur folgerichtig und passgenau, dass Tex Brasket, der neue Mann am Mikro, kein abgehalfteter Alt-Rockstar ist, sondern jemand, der echte Bordsteinkantengeschichten erzählen kann, selbst jahrelang SLIME-Fan war und den seine eigene Musik immer über Wasser gehalten und vorangetrieben hat.
Auf einem Spaziergang haben SLIME den überaus talentierten, obdachlosen, Mitte 30jährigen Straßenmusiker mit Wurzeln in einer texanischen Bluesmusiker-Familie an einer Berliner U-Bahn-Station aufgegabelt und zu einer gemeinsamen Probe überredet. Im Proberaum war schnell klar: Gänsehaut lügt nicht und das hier ist die perfekte neue Konstellation und genau jene Frischzellenkur, die den altgedienten Deutschpunkern den Staub aus ihrem Parka pustet. In gewisser Weise hat Tex also die Band und die Band wiederum Tex gerettet. So oder so: Der Drive von Tex’ Gesang, seine persönlichen und trotzdem sehr politischen Lyrics und seine bewegte Vita lassen nur einen Schluss zu: SLIME wollen nicht einfach nur mit ihren alten Hits auf Tour gehen.